Selbst wenn du alle deine Sinne zusammen nimmst wird das zur Wahrheit, was du selbst für dich WAHRnehmen kannst.
Unsere Wahrnehmung ist begrenzt und unsere Interpretation unserer Wahrnehmung ist immer subjektiv. ALLES wird subjektiv verarbeitet und wird durch eigenes Interesse und Bedürfnisse beeinflusst.
Wahr ist immer das, was du selbst für wahr erklärst. Erkenntnis kann man nicht beweisen. Ob etwas Sinn (für dich) macht, erfährst du im Austausch mit anderen Menschen.
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Der "Monatsmensch"
Wenn die Natur uns ein 1OOO faches Zeittempo gegeben hätte, dann würden wir nicht ca. 80 Jahre auf diesem Planeten weilen, denn unser gesamtes Menschenleben würde nur ca. einen Monat dauern. Die Menge an Eindrücken würde sich dabei nicht reduzieren, nur ihre Qualität.
Einerseits könnten wir den oder die fliegende Gewehrkugel gemächlich mit dem Blick verfolgen.
Andererseits wären die für unser "superschnelles" Auge dermaßen langsam, dass es uns schwer fiele, sie überhaupt zu registrieren. (Eine Mondumlaufbahn würde ja unser gesamtes Leben dauern.) Ebenso könnten wir den Wechsel der Jahreszeiten nicht selbst erleben. Vielleicht hätten unsere Wissenschaftler im Laufe von vielen Generationen Daten gesammelt und die Hypothese aufgestellt, dass die Erde periodisch von einer weißen Substanz bedeckt sei, oder dass periodisch die Blätter von den Bäumen fielen, U.ä. Und nun fragt WILSMANN:
Würden uns diese Berichte viel anders berühren als Mythen und Märchen aus ferner Urzeit ?
Wir würden sie lesen, wie wir heute Drachensagen, Sintflutsagen, Sagen von versunkenen ... Kulturen lesen. Vorstellen könnten wir uns nicht viel dabei.
Der "Minutenmensch"
Und wenn unsere Lebensuhr um den Faktor 1000 mal 1000 schneller wäre, wenn also ein Menschenleben ca. 41 Minuten dauerte ? In welcher Wirklichkeit würden wir dann leben ? Was den Wechsel Tag/Nacht betrifft, so sagt von Baer:
... könnte der Mensch während seines (Lebens) unmöglich eine Vorstellung gewinnen. Vielmehr würde ein Philosoph unter diesen Minuten-Menschen, wenn er etwa um 6 Uhr abends an einem Sommertag geboren wäre, gegen Ende seines Lebens vielleicht so zu seinen Enkeln sprechen:
"Als ich geboren wurde, stand das glänzende Gestirn, von dem alle Wärme zu kommen scheint, höher am Himmel als jetzt.
Seitdem ist es viel weiter nach Westen gerückt, aber immerfort tiefer gesunken. Zugleich ist die Luft kälter geworden. Es lässt sich voraussehen, dass es ... nach ein oder zwei Generationen ...
ganz verschwunden sein wird, und dass dann erstarrende Kälte sich verbreiten muss. Das wird wohl das Ende der Welt sein, oder wenigstens des Menschengeschlechts".
Aber angenommen, das Menschengeschlecht der Minutenmenschen würde die furchtbaren Nächte überleben lernen: Es hätte 1000de von Generationen überlebt, bis der Kreilauf eines einzigen Jahres abgeschlossen wäre. Selbst wenn die Kette der Überlieferungen nie abbräche, könnten die Minuten-Menschen je eine Vorstellung von den gigantischen Zeit-Ausmaßen der letzten Jahrhunderte seit dem "finsteren Mittelalter" entwickeln... ?
Und was die Wahrnehmung der "alltäglichen Wirklichkeit" angeht, so wären die Sinne dieser Minutenmenschen so rasend schnell, dass die Welt fast stillzustehen schiene.
PFLANZEN: Sie könnten keine Pflanze wachsen sehen:
jede Blüte erschiene ihnen unvergänglich.
VÖGEL: Vögel würden regunglos in der Luft schweben.
SCHALLWELLEN: Schallwellen, die wir als Töne und Klänge vernehmen, wären für die Minutenmenschen unhörbar. Dagegen könnten sie jene für uns unhörbaren Luftschwingungen hören, die wir als "Ultraschall" bezeichnen.
Übrigens! wenn wir noch einmal einen Faktor 1000 nehmen, dann würde ein Lebensalter in ca. 2 1/2 Sekunden ablaufen.
Zitat:
Dieser Mensch könnte auch Ultraschall nicht mehr hören, dafür aber jene Wellen, die wir als Licht und Farbe wahrnehmen - wobei er diese HÖREN würde.
Wie wir sehen, ist "unsere vertraute Welt" nur deshalb "unsere vertraute Welt", weil wir sie mit "unserem vertrauten Zeitmaß" wahrnehmen.
Die andere Richtung
Was wäre, wenn wir in die entgegensetzte (Zeit-)Richtung gingen, wenn wir das Tempo nicht beschleunigen, sondern verlangsamen ? Wenn ein Menschenalter nicht 80, sondern 80.000 Jahre andauerte; wohlgemerkt, wir gehen immer davon aus, dass die Anzahl von Eindrücken pro Menschenleben ungefähr gleich bleibt.
In welcher Welt würden wir dann leben?
Achzigtausend und kein bißchen weise ?
Nun gerieten selbst die "ewig ruhenden" Wälder in gespenstische Bewegung: Innerhalb weniger Stunden lösten die Jahreszeiten einander ab. WILSMANN:
Kaum wären Winterschnee und Eis geschmolzen, schössen Gräser und Blumen aus dem Boden hervor, schmückten sich die Bäume mit Blättern, setzen sie Früchte an und verlören ihre Blätter wieder. Manche Pflanzen (z.B. Pilze) würden so rasch auftauchen und wieder verschwinden, dass wir sie kaum zu Gesicht bekämen. Gewisse Zierpflanzen in unseren